Donnerstag, 11. Februar 2016

Rezension // Bitterer Tee

 


Titel: Bitterer Tee
Autor: Sa, Shan
Verlag: Piper Original
Ausgabe: Taschenbuch, 232 Seiten



Inhalt

Von der staubbedeckten, traumverhangenen Metropole Peking zum ewigen Schweigen der Verbotenen Stadt, von der Ära der in Seide gehüllten Kurtisanen zur Kulturrevolution. Die ewige Geschichte von zwei Menschen, die sich suchen und sich verlieren, ein Roman um die Liebe, die manchmal bitter schmeckt, und eine Reise durch die gegensätzlichen Welten Chinas: Frauen mit gebundenen Füßen, Rotgardisten und brennende Transparente, vergessene Pagoden in einem Wald aus Wolkenkratzern."
Quelle: Amazon Produktseite
Bitterer Tee erzählt über mehrere Jahrhunderte die Geschichten von Liebe in all ihren Formen. Es beginnt 1430 mit der Geschichte des verarmten Chong Yang und dessen Begegnung mit einem ungewöhnlichen Geschwisterpaar. Als nächstes begleitet man Chunnings Erwachsenwerden. Sie ist die Tochter eines reichen Landadeligen circa 300 Jahre später. Ihr besonderes Band zu ihrem Zwillingsbruder Chunyi und die verborgen stetige Stärke einer Frau führen zu einem nachdenklichen Ende dieser Geschichte. 1966, zur Ära von Mao Zedong, folgt man einem jungen Studenten, der die Liebe in Form eines jungen Mädchens kennenlernt, welches er zu Beginn kaum als die Liebe eingeschätzt hätte. Den Epilog bildet ein Fragment, das sich mit der erfolgreichen Geschäftsfrau Ajing beschäftigt, die auf dem Flug nach Hongkong einen seltsamen Traum von all dem hat, was ihr im Leben fehlt.    




Meinung

Nun was ich erwartet hatte, traf nicht unbedingt das, was ich las. So ungefähr zieht sich der rote Faden durch dieses Büchlein von Shan Sa. Ich gebe bekanntermaßen ja nicht viel auf blumige Marketing - Slogans wie : "In einer Zeit hysterischer Hektik und Supermarktphilosophien lädt Shan Sas Sprache - schön wie eine Blume - uns ein, die Türen zu dem fast vergessenen Geheimnis der Liebe zu durchschreiten."(Zitat ELLE, Buchrückentext). Na ja... watt willste da erwarten, fragte ich mir?

Zum Kauf bewogen mich zwei Tatsache: Es ist ein Buch aus dem asiatischen Raum, außerdem misst es unter 300 Seiten. Ich hatte davor ein Buch von Taichi Yamada beendet und nach einem Japaner sollte nun eine französisch emigirierte Chinesin folgen.

Die vier Kurzgeschichten, die alle mehr oder weniger durch das Symbol der Weide verbunden sind, sind allesamt stille, nachdenklich stimmende Stücke. Zum einen schreibt Sa über die Abgründe menschlicher Schwächen. Und zum anderen über die Sehnsüchte, Träume und Hoffnungen. Zentral geht es Sa selbst in den Kapiteln, in denen sie von der Ich- Perspektive zur männlichen 3. Person wechselt, um die Rolle der Frau in den jeweiligen Epochen. Darum, inwiefern auch scheinbar schwache, chinesisch untergeordnete Frauen eine innere Stärke besitzen, die sie den männlichen Protagonisten gegenüber oft zäher sein lässt.

Für mich war Bitterer Tee ein bereicherndes Leseerlebnis, sowohl was Einblicke in chinesische Traditionen anbelangt, als auch in die chinesische Mentalität und das Menschenbild der Epochen. Störend empfand ich den losen, fragmentartigen Zusammenhang der Geschichten und der Erzählwechsel je nach Perspektive zwischen Mann und Frau. Sas Sprache ist in der Tat fließend wie ein Bach, der zu einem Fluss anschwillt und in die Unendlichkeit des Meeres mündet. Manches mal weich und perlend, dann rau und voller Gischt. Auf die Gefahr hin, dem Anspruch des Buches nicht gerecht geworden zu sein, empfand ich es aber in Anbetracht eines chinesischen Buches als weder ausserordentlich lyrisch, noch als übermäßig beschwingt und poetisch. Es passte eben alles gut ineinander.


Fazit

Bitterer Tee ist eine kurzweilig anspruchsvolle Reise durch vier chinesischen Epochen, in denen Liebe eine große Rolle spielt. Dabei überrascht Sa eben nicht durch die erwarteten Liebesgeschichten mit Hausfrauenerotik. Bittersüße Geschichten vom Schicksal, das durch die Liebe gefunden, verändert und besiegelt werden kann, darum dreht es sich. Keine Leseempfehlung für Jedermann, aber ein Geheimtipp für die, die chinesischen Erzählungen zugewandt sind.





7 von 10 Teekäuzen





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