Donnerstag, 31. März 2016

Rezension // Fremd

Titel: Fremd
Autor: Ursula Poznanski / Arno Strobel
Ausgabe: broschiert / 400 Seiten
Reihe: Einzelband


Inhalt
"Stell dir vor, du bist allein zu Haus. Plötzlich steht ein Mann vor dir. Er behauptet, dein Lebensgefährte zu sein. Aber du hast keine Ahnung, wer er ist. Und nichts in deinem Zuhause deutet darauf hin, dass jemand bei dir wohnt. Er redet auf dich ein, dass du doch bitte zur Vernunft kommen sollst. Du hast Angst. Und du verspürst diesen unwiderstehlichen Drang, dich zu wehren. Ein Messer zu nehmen. Bist du verrückt geworden?

Stell dir vor, du kommst nach Hause, und deine Frau erkennt dich nicht. Sie hält dich für einen Einbrecher. Schlimmer noch, für einen Vergewaltiger. Dabei willst du sie doch nur beschützen. Aber sie wehrt sich, sie verbarrikadiert sich. Behauptet, dich niemals zuvor gesehen zu haben. Sie hält dich offensichtlich für verrückt. Bist du es womöglich?

Eine Frau. Ein Mann. Je mehr sie die Situation zu verstehen versuchen, desto verwirrender wird sie. Bald müssen sie erkennen, dass sie in Gefahr sind. In tödlicher Gefahr. Und es gibt nur eine Rettung: Sie müssen einander vertrauen..."

Meinung

Die Geschichte von Joanna und Eric beginnt wie ein typischer Thriller. Mir fällt gerade mindestens ein Buch ein, was sich ebenfalls darum dreht, dass jemand sich nicht mehr an denjenigen erinnern kann, der sein Partner ist. Aber eben das hat mich neugierig gemacht und so startete ich aus der Sicht von Joanna in die Geschichte. Erste Ernüchterung gab es aber schon im zweiten Kapitel, als ich dieselbe Szene aus Erics Sicht las. Ich war sehr skeptisch, inwiefern das Buch sich so fortsetzte. Denn alles doppelt zu lesen, darauf hatte ich keine Lust. Ich wurde skeptischer, als ich Seite um Seite auch die Figur Joanna nicht nachvollziehen konnte und sie mir beinah auf die Nerven ging, weil sie tatsächlich alles wiederlegte, was doch logisch klang und ihr helfen sollte. Ihr Verhalten war für mich bar jeglicher erwachsener Logik.

Und gerade, als ich enttäuscht weiterlesen wollte, machte das Buch eine Kehrtwende. Nicht mit der Geschichte, sondern den Figuren. Sie begannen sich zu vertrauen. Ab diesem Punkt durfte ich einen Thriller lesen, der dem reinen Genre Thriller nicht gerecht wird. Es ist auch eine Liebesgeschichte der beiden Protagonisten, Joannas Gedächtnisverlust war für mich ein Mysteryelement, bis es am Ende aufgelöst wurde. Das Buch nimmt Fahrt auf und wird zu einer rasanten Verschwörungsgeschichte mit überraschend viel Tamtam und Wendung mit Aktualitätsbezug. Ob sie nun realitisch ist oder ganz und gar nicht, dass muss jeder selbst beurteilen. Meiner Meinung nach ist sie es nicht, sie ist konstruiert. Aber darum geht es bei Fremd auch nicht.

Fremd seziert aus der Sicht zweier hochklassiger Autoren die menschliche Angst, etwas essentiell wichtiges zu verlieren. Die Erinnerung, die Liebe, das Leben. Wie würdest du damit umgehen? Dabei geben sich Poznanski und Strobel die Ehre, die Geschichte zweigleisig zu erzählen, aus Joannas und Erics Sicht. Ich bilde mir ein, dass ihnen der Spagat zwischen der Individualität der eigenen Figuren (Joanna/Poznanski, Eric/Strobel) und einem einheiltich, qualitativ hochklassigen Stil gut gelungen ist. Fasziniert hat mich beim Lesen neben der Story aber auch die Vorstellung, wie die Autoren dieses Projekt verwirklicht haben. Wer sich für den Entstehungs- und Schreibprozess von Büchern interessiert, dem wird es vielleicht ähnlich gehen.

Mit gefiel vor allem, wie beide nicht davor zurückgeschreckt haben, das Thriller Genre mit einer guten Prise Kraft-der-wahren-Liebe-Geschichte zu würzen. Damit wuchsen mir Joanna und Eric ans Herz, was die Geschichte nicht nur spannend, sondern auch dramatisch machte. Und auch wenn das Konstrukt am Ende eine sehr kurze und nicht vollends befriedende Auflösung bekam, so las ich die letzte Seite doch mit einer inneren Zufriedenheit, gut unterhalten worden zu sein.       



Fazit

Ein Experiment, was durchaus gelungen ist. Fremd brilliert nicht durch genretypische Stärken, sondern das Buch stärkt sich durch die Dinge, die man nicht erwarten würde. Überzeugende Emotionen, menschliche Schwäche, Selbstzweifel, Existenzängst und ganz viel Charakterprofil der Protagonisten Joanna und Eric. Gern würde ich mehr von dem Gespann Poznanski und Strobel lesen, aber das würde dem Buch nehmen, was es ausmacht: Es ist einzigartig.


9 von 10 Unterhaltungskäuzen








5 Kommentare:

  1. Huhu!

    Ich war ja auf der Lesung zu diesem Buch, und da klang es schon sehr interessant. Ich fand auch sehr spannend, was die Autoren so alles aus dem Nähkästchen plauderten, was den Schreibprozess betraf - und ein weiteres gemeinsames Buch ist wohl schon in Arbeit, allerdings kein "Fremd 2".

    LG,
    Mikka

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    1. Hallöchen Mikka,

      ach ist es das? Uiiiii. Das wäre sicher für mich einen Blick wert! Hm, ja irgendwie habe ich es bis jetzt nicht geschafft auf eine Lesung zu komen. Und zu den beiden Wohnzimmerlesungen im April habe ich auch keine Zeit. Aber gut, da beide auch oft auf den Messen zu treffen sind, hoffe ich mal, dass es sich in den nächsten Jahren einfach ergibt, vllt. dann zur Lesung ihres zweiten gemeinsamen Buches.

      lg buchkauz

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    2. Ja, es hat beiden anscheinend unheimlich viel Spaß gemacht, zusammen zu schreiben! Sie haben Teile ihrer eMail-Korrespondenz vorgelesen, und das war zum Schießen... Daraus könnten sie ein eigenes Buch machen, ich würde es kaufen!

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    3. XD Ich glaube ich würde es auch kaufen, ohne vorher was davon zu lesen XD !!!

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  2. Hallo! :)

    Also mich konnte "Fremd" nicht überzeugen. Ich fand die Charaktere auch super interessant und ich finde auch deren Gefühle, Emotionen und Gedanken wurden durch die beiden Ich-Perspektiven gut vermittelt, aber die Geschichte an sich war einfach absurd. Die erste Hälfte habe ich noch wirklich gerne gelesen, aber danach wurde es immer abstruser... Ich weiß auch nicht, es war wohl einfach nicht so meins...


    Liebe Grüße
    - Peter
    www.petersbuecherkiste.blogspot.de

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