Freitag, 7. August 2015

Rezension // Der Schock


 

Titel: Der Schock
Autor: Raabe, Marc
Verlag: Ullstein Taschenbuch
Ausgabe: Taschenbuch, 400 Seiten



Aufmachung

Mich erwartete ein kompaktes Taschenbuch von Ullstein. Dickes Papier, gut lesbare Schrift. Das Cover war stimmig zu Raabes Debüt-Roman. Die Schrift auf dem Einband ist leicht erhoben und so vom matten Grundeinband abgehoben. sehr griffig gutes Buch. 

Inhalt

Klappentext:

" Bei einem Unwetter an der Cote d’Azur begegnet Laura Bjely ihrem schlimmsten Alptraum. Ihr Freund Jan findet später nur noch ihr Smartphone – mit einem verstörenden Film im Speicher.
Kurz darauf wird in Berlin die Leiche von Jans Nachbarin entdeckt. Auf ihrer Stirn steht eine blutige Nachricht. Allen Warnungen zum Trotz sucht Jan weiter nach Laura. Dabei stößt er auf einen Abgrund aus Wahnsinn und Bösartigkeit."



Meinung


Der Beginn des Buches überraschte mich tatsächlich sehr positiv. Raabes Stil ist sehr gut. Er liest sich flüssig und vor allem liest er sich mit komplexen, aber nicht umständlichen Satzkonstruktionen. Die Dialoge sind überzeugend, auch wenn ich in die Geschichte hineingeworfen werde. Der Titel hilft dabei nicht, zu erahnen, wohin die Geschichte mit mir gehen will.

Spannung baut der Autor sehr gut auf. Es gibt schon am Anfang wirklich fesselnde Stellen, die mich überzeugten. Viel Atmosphäre. Und das zu Beginn des Buches zu schaffen, erfordert viel Schreibvermögen. Sonst wirkt es entweder aufgesetzt oder langweilig. Auch die Perspektivenwechsel, bei dem Raabe Schwerpunktmäßig aus Jans Sicht erzählt, überzeugten mich allesamt.

Bis zur Mitte des Buches strickt Raabe ein Konstrukt von Zusammenhängen, bei dem mich nur die Offensichtlichkeit der ein oder anderen Tatsache störte. So zum Beispiel die auffallend roten Augen des Unbekannten, die scheinbar Gott und die Welt bemerkt. Bis Jan dann den Stein der Weisen offenbart. Etwas, was mir als Leser schon lange vorher klar war. Ansonsten war ich tatsächlich von der Geradlinigkeit und dem Einfallsreichtum völlig überzeugt.

Leider kommt Raabe meinem Gefühl nach dann von einer handfesten, geradlinigen Psycho-Thriller-Story ab. Er streift in viele Richtungen und vernachlässigt dabei die Person des Unbekannten zu Gunsten anderer Plots. Mir fehlte ab dem Punkt so Recht das Eintauchen in die Geschichte. Wo waren die ganzen potentiellen Geschichten, die ich mir ausgemalt hatte?

Spannung war immer noch vorhanden, denn die Geschichte geht schließlich um Leben und Tod. Aber umso weiter sie fortschritt, umso mehr floss ein Handlungsstrang in den Anderen. Das mögen die einen, für mich verlor damit der PSYCHO- Thriller an Überzeugungskraft im Hinblick auf die Psyche aller Beteiligten. Das Finale besteht aus viel Action (Wieder sehr gut beschrieben!). Aber es wirkte alles ‚zu viel‘ und damit war auch nicht genügend Zeit, aufgeworfene Fragen ausreichend zu beleuchten. Was Raabe am Anfang bei den psychologischen Profilen der Charaktere gut gelungen war, wurde mir zum Ende hin zu gehetzt, zu oben auf, zu einfach. Dadurch verloren die Protas und ihre Gegenspieler an Glaubwürdigkeit und es gab hier und da Plot-Holes (Löcher ;) ), die einfach überschrieben waren. Das Detail hat mir gefehlt. Diese Verliebtheit in Details der Story, die im Setting so wunderbar hervor kam. Denn hier punktete Raabe natürlich mit der absolut natürlichen Beschreibung Berlins.


Fazit


Der Schock ist ein Psychothriller bei dem ich noch immer den Zusammenhang von Titel und Inhalt suche.  Sehr guter Titel. Sehr gutes Buch, was mich von Anfang an sich gebunden hat. Aber eben auch irgendwas dazwischen. Es fühlte sich an, als liefe ich gegen eine Mauer und tastete mich an dieser entlang, ohne den Lichtschalter zu finden. Und als der Autor ihn dann für mich umlegte, blendete mich das Finale ein bisschen zu… sehr. Eines erreichte Der Schock ganz sicher: Ich werde auch die anderen Bücher von Marc Raabe lesen, um festzustellen, wie er diese Storys verlaufen lässt. Denn dafür ist Raabes Schreibstil wirklich ein Lesegenuss.    


7 von 10 Psycho - Käuzen




2 Kommentare:

  1. Obwohl es so gar nicht mein Genre ist, finde ich die Rezi klasse. Sie macht echt neugierig und selbst ich als Genre-Fremder bekomme Lust auf den Autor und das Buch. Toll und danke für den Tipp für alle Thriller Fans.

    *knuddel*

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    1. Danke. Du hast ja das 1. Buch gelesen und mir dieses empfohlen. Bin sehr gespannt auf 'Schnitt'.

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